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16. Juli 2024
Sand- und Staubstürme: Eine Bedrohung für die Gesundheit unseres Planeten
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Sand- und Staubstürme (SDS) stellen eine wachsende Umweltbedrohung dar und gefährden die nachhaltige Entwicklung in allen Bereichen - wirtschaftlich, sozial, medizinisch und ökologisch.

 

Schätzungsweise 330 Millionen Menschen weltweit sind den verheerenden Auswirkungen gigantischer Staubwände ausgesetzt, die jedes Jahr Milliarden Tonnen Partikel transportieren und die Umwelt, die menschliche Gesundheit, die Landwirtschaft und die Lebensgrundlagen schädigen.

 

Obwohl SDS ein natürliches Phänomen sind, nehmen ihre Häufigkeit und Intensität nachweislich aufgrund menschlichem Handeln wie nicht nachhaltigem Landmanagement und Klimawandel zu.

 

Aber warum ist dieses Problem heute so groß?

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Ein globales Problem mit verheerenden Auswirkungen

Jedes Jahr werden geschätzte 2 Millionen Tonnen Staub durch SDS in die Atmosphäre geblasen. Dieser Staub legt weite Strecken zurück und wirkt sich auf Regionen weit außerhalb des Ursprungsgebiets des Sturms aus.

 

So können beispielsweise Staubstürme aus der Sahara den Atlantik überqueren und die Luftqualität und die Witterungsmuster in der Karibik und sogar in Nordamerika beeinträchtigen.

 

Die gesundheitlichen Auswirkungen von SDS sind besonders besorgniserregend. Staub reizt Augen und Haut, erhöht das Risiko von Atemwegserkrankungen wie Asthma und chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) um bis zu 40 % und kann Herzprobleme verschlimmern.

 

Studien deuten sogar auf einen Zusammenhang zwischen pränataler Exposition gegenüber Staubstürmen und geringerem Geburtsgewicht und kognitiver Entwicklung bei Kindern hin.

 

Die landwirtschaftliche Produktivität leidet, da Pflanzen durch Staub begraben oder beschädigt werden, was zu potenzieller Ernährungsunsicherheit führen kann, insbesondere in gefährdeten Regionen, die bereits vor Herausforderungen stehen.

 

Staubstürme tragen auch zur Desertifikation bei, einem Prozess, der fruchtbares Land in unfruchtbares Brachland verwandelt und das Problem weiter verschärft.

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Menschliche Aktivitäten befeuern die Stürme

Mindestens 25 % der globalen Staubemissionen stehen in direktem Zusammenhang mit menschlichen Aktivitäten.

 

Unnachhaltige Landbewirtschaftungsmethoden wie Abholzung, Überweidung und intensive Landwirtschaft lassen den Boden ungeschützt und anfällig für Erosion durch starke Winde.

 

Diese Winde wirbeln dann lose Partikel auf und erzeugen massive Staubstürme.

 

Zu den Hauptquellen von SDS gehören Wüsten in Afrika, dem Nahen Osten, Zentralasien und China, die maßgeblich zur globalen Staubbelastung beitragen. Weniger bedeutend, aber auch Staubstürme gibt es in Australien, Amerika und Südafrika.

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Sandstürme und Klimawandel

Der Klimawandel mit seinen steigenden Temperaturen und veränderten Niederschlagsmustern wirkt als Katalysator für häufigere und intensivere SDS.

 

Durch den Klimawandel verursachte Dürren trocknen bereits gefährdete Gebiete aus und schaffen mehr lose Partikel, die anfällig für Winderosion sind.  Darüber hinaus können Veränderungen der Windmuster bestehende Staubstürme verstärken und ihre Zugbahnen verändern.

 

Dies schafft einen Teufelskreis, da häufigere und intensivere Staubstürme durch die Beeinflussung von Wettersystemen und der Luftqualität weiter zum Klimawandel beitragen.

 

Staubstürme können die auf die Erdoberfläche treffende Sonnenstrahlung verringern und gleichzeitig als winzige atmosphärische Spiegel wirken, die das Sonnenlicht ins Weltall reflektieren, was beides die Witterungsmuster stören kann.

Die am stärksten gefährdete Bevölkerung

Kinder sind besonders anfällig für die gesundheitlichen Auswirkungen von SDS. Ihre sich entwickelnden Lungen werden leicht durch Staubpartikel gereizt, was zu Atemproblemen und der Verschlimmerung bestehender Erkrankungen wie Asthma führt.

 

Studien haben einen Anstieg der Krankenhauseinweisungen von Kindern mit Asthma um 40 % nach Staubstürmen gezeigt. Staubstürme können auch Keime übertragen und so das Risiko von Infektionen wie Lungenentzündung, einer der Haupttodesursachen bei Kindern in vielen Regionen, erhöhen.

 

Laut einer in Environmental Health Perspectives veröffentlichten Studie gibt es wachsende Hinweise darauf, dass pränatale Exposition gegenüber Staubstürmen sogar die kognitive Entwicklung von Kindern in Bereichen wie Mathematik und Sprachkenntnisse beeinträchtigen kann.

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Eine UN-Dekade für internationale Zusammenarbeit

Associated Press berichtete am 10. Juli, dass die Vereinten Nationen angesichts der Schwere der Lage den Zeitraum zwischen 2025 und 2034 zur Dekade zur Bekämpfung von Sand- und Staubstürmen erklärt haben.

 

Diese Initiative zielt darauf ab, die internationale und regionale Zusammenarbeit zu fördern, um die negativen Auswirkungen dieser Stürme zu mindern.

 

Die UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) hat eine Koalition ins Leben gerufen, um sich mit SDS zu befassen. Diese Koalition arbeitet daran, nachhaltige Land- und Wasserbewirtschaftspraktiken zu fördern, wie etwa Wiederaufforstungsprogramme und die Anlage von Schutzgürteln (Baumreihen, die als Windschutz dienen), um Staubquellen zu reduzieren.

 

Darüber hinaus konzentriert sich die Koalition auf Frühwarnsysteme und die Sensibilisierung für die Risiken von SDS und Minderungsstrategien.

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Individuelle und gemeinschaftliche Maßnahmen

Während internationale Zusammenarbeit entscheidend ist, können auch Einzelpersonen und Gemeinden eine Rolle bei der Bekämpfung von SDS spielen.

 

Nachhaltige Landbewirtschaftungsmethoden wie das Pflanzen von Bäumen und die Verwendung von Zwischenfrüchten können dazu beitragen, den Boden zu stabilisieren und die Winderosion zu verringern.

 

Die Unterstützung von Organisationen, die sich mit Desertifikation und der Eindämmung von Staubstürmen befassen, ist eine weitere Möglichkeit, zur Lösung beizutragen.

 

"Indem wir das Bewusstsein für das Problem schärfen und uns für politische Maßnahmen einsetzen, die nachhaltige Landbewirtschaftungsmethoden fördern, können wir alle dazu beitragen, die Bedrohung durch Sand- und Staubstürme zu mindern und die Gesundheit unseres Planeten zu schützen", unterstreicht Ann Kathrin Linsenhoff.

 

 

Herzlichst

 

Ihre